Mittwoch, 4. November 2015

Halloween

Dass die Japaner ein Volk fuer sich sind, ist wahrscheinlich jedem von euch gelaeufig. Und dass die Japaner, so arbeitswuetig und pflichtbewusst sie auch sind, auch richtig feiern koennen, haben sie mir jetzt an Halloween gezeigt!
Fuer uns ist Halloween ja mehr ein Tag - der 31.10. Die Japaner verstehen das da ein bisschen anders als wir. Und zwar feiern sie nicht Halloween, sondern gefuehlt den ganzen Oktober! Alles bereitet sich auf den 31.10 vor. Geschaefte verkaufen die verruecktesten Kostueme, es gibt unzaehlige Halloween-Parties bevor Halloween, um sein Kostuem anzuprobieren und sein Make-Up auszuprobieren und selbst die Lebensmittel in den Supermaerkten werden dem Monat "Halloween" angepasst: Es gibt so ziemlich alles, was man sonst in den normalen Geschmacksrichtungen erhaelt, mit Kuerbisgeschmack. Das kann lecker sein, muss es aber nicht [fuer alle, die es probieren wollen, empfehle ich Baskin Robbins Halloween-Edition. Die schmeckt fantastisch! (Baskin Robbins ist in Japan der wohl beste Eisladen, den ihr finden werdet! Dort gibt es unheimlich leckeres Eis!)]
Das Ganze liess ich mir natuerlich nicht entgehen und legte mir prompt ein Kostuem zu, Dass es in Japan jedoch ein spezielles Kostuem sein musste, versteht sich nahezu von alleine. Man will ja schliesslich nicht einer von tausenden Vampiren oder Zombies sein.
Also ging ich zu Don Quijote (das ist ein Laden, in dem es wirklich alles gibt. Von Kosmetik ueber Essen zu Putzartikeln zu Klamotten bis hin zu Tierfutter. Und das unschlagbar guenstig!), der sich natuerlich auch an den Festmonat angepasst hat und mit Abermillionen Kostuemen auftrumpfen kann. Ich ging also zu Don Quijote in Shibuya, sah ein Kostuem, hatte ein Gedankenblitz und verliebte mich in die Idee. So kaufte ich alles, was ich fuer mein Kostuem brauchen wuerde und machte mich mit Vorfreude an dir Vorbereitungen. 
Die erste Halloween Party kam dann auch recht frueh am 24.10 und ich beschloss, mein Kostuem Probe zu tragen. Die Party stand im Wohnheim der Studenten von EF statt, wo viele meiner Freunde lebten und so fuhr ich schon am fruehen Nachmittag hin, unternahm was mit ihnen und machte mich dann im Wohnheim fertig. Als ich die Party betrat, richteten sich alle Augen unglaeubig auf mich. Fuer ein kurzen Moment wurde es still und dann begannen alle, fast gleichzeitig, zu lachen. Und ich wusste, ich hatte mein Ziel erreicht.
Was ich getragen habe? Guckts euch an:
Jap, komplett verrueckt und ich kann euch versichern: Keiner hatte das gleiche Kostuem wie ich!
Ich genoss also die Party, lachte viel, brachte viele Leute zum Lachen und lernte neue Freunde kennen. Unter anderem auch viele Japaner. Nachdem die Party beendet war (viel zu frueh), gingen wir noch in eine Bar. Da ich jedoch keine Zeit hatte, mich umzuziehen, blieb mir nichts anderes uebrig, als als Banane zu gehen. Da ich der Einzige im Kostuem war, zog ich natuerlich auch die meisten Blicke auf mich und amuesierte damit die Gruppe, mit der ich unterwegs war. Das war sehr lustig, doch ich war froh, als ich am Abend mein Kostuem ausziehen konnte und endlich schlafen konnte.
Jedoch brauchte ich das Kostuem nicht all zu weit weglegen, da die naechste Party schon in einer Woche stattfinden sollte. Diesmal jedoch nicht im Wohnheim, sondern irgendwo in Shibuya in einer gemieteten Location. 
Am Freitag nahm ich dann also mein Kostuem mit zur Schule, da die Party direkt im Anschluss sein wuerde. Als ich in der Schule ankam, sah ich jedoch, dass bereits jeder sein Kostuem an hatte. Sogar meine Lehrer! (links: Ikuko-Sensei - rechts: Keiko-Sensei) Also zog ich mich schnell um und hatte dann als Banane Unterricht.
Als der dann um 18 Uhr vorbei war, ging es weiter zu der Location. Dort war die Party auch schon im vollen Gange. Und es waren so viele Menschen anwesend! 
Doch bevor es richtig losging, gab es eine Ansage auf der Buhne, der ich jedoch nicht richtig folgte, da sie auf japanisch war und ich unheimlichen Hunger hatte. Tja, haette ich vielleicht mal machen sollen. Denn ehe ich es bemerkte, wurde ich auf die Buehne gezehrt und nahm nun offensichtlich an einem Kostuemwettbewerb teil. Nicht ganz freiwillig, aber das schien niemanden sonderlich zu interessieren, also beschloss ich, einfach mitzumachen. Ich improvisierte also ein wenig und tada. So schlecht schien es gar nicht gewesen zu sein, denn ich gewann den 2. Preis. 
Der Wettbewerb war also vorbei und ich freute mich schon auf das Essen, was ich bereits riechen konnte. Doch zum Essen kam ich an dem Abend nicht. Ich verliess die Buehne und fand mich in einer Menschenmenge wieder, von denen sich dann schuechtern ein Maedchen im Kostuem hervorhob und nur vorsichtig auf ihr Handy zeigte und die Frage stellte: Shashin tote mo ii desuka? Darf ich ein Foto schiessen?
Ich sagte natuerlich ja und dann gings los. Jeder von ihnen wollte separat ein Foto mit mir und stellte mir die immer gleichen Fragen: Woher kommst du, was machst du hier, warum dieses Kostuem, was hast du bisher gesehen und was willst du hier noch machen? 
Das war anfangs sehr amuesant und ich genoss es, mit ihnen japanisch zu sprechen, insofern es mir moeglich war, aber das nahm dann irgendwann auch ueberhand und frustrierte mich leicht, weil ich dadurch nicht zum Essen kam. Und ich hatte so einen Hunger... Als ich dann irgendwann durch war (nach gefuehlten 100000 Fotos und Konversationen), schaffte ich es zum Buffet - Doch das war leer. Meine Trauer haette nicht groesser sein koennen. Das muss man mir dann auch angesehen haben, denn ploetzlich kamen ein paar von den Japanern, mit denen ich Fotos geschossen hatte, und gaben mir Essen. Das war so die ultimative Kehrtwende und ich haette nicht gluecklicher sein koennen. 
Anschliessend fuhr ich dann nach Hause und legte mich schlafen.
Tokyo Disneyland
Am 31.10 (das eigentliche Halloween) fuhr ich dann abends mit Yoko nach Ikspiari. Eine Einkaufsmall direkt neben dem Tokyo Disneyland, in der wohl eine Halloween Party stattfinden sollte. Viele Menschen, viel Essen, alles drum und dran. Wir fuhren also im Kostuem hin (Yoko als Katze), kamen an und stellten fest: Wir waren die Einzigen im Kostuem. 
Das war leicht irritierend (nicht nur fuer uns) und alle Anwesenden guckten uns an und wollten wieder Fotos. Die, die sich nicht trauten, zu fragen, riefen nur zu ihren Freunden: Sugoi! Banana! (Wow, eine Banane!) oder Oishii so! (Mhm lecker!) (→ das war die lustiges und komischste Bemerkung, die ich in den ganzen Tagen gehoert hatte). 
Wir liefen also durch die Mall, guckten uns alles an und fanden ein Purikura. Wir machten also Bilder und gingen anschliessend essen. 
Purikura mit Yoko
Als wir wieder nach Hause fuhren, sprach mich noch eine Familie an und fragte, ob sie ein Foto machen duerfte. Ich sagte natuerlich ja und sie erzaehlte mir, sie haette mich die ganze Zeit ueber gesucht, weil sie unbedingt ein Foto wollte. Das hat mich dann ziemlich erstaunt und gluecklich gemacht, weil ich nie im Leben gedacht haette, so viel Aufmerksamkeit mit diesem Kostuem zu erhalten. Besonders nicht in Tokyo! 
Yoko hatte an dem Tag dann also viel zu lachen und wir hatten einen sehr ausgelassenen Abschluss fuer den verrueckten Monat Halloween.
Ich hoffe, ihr konntet auch ein bisschen lachen und schmunzeln und hattet ein grossartiges Halloween!
Liebe Gruesse,
Marcel und ich
Max

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