Dienstag, 29. September 2015

Überraschungen, Orts(un)kenntnis und Bürokratie

Hier bin ich wieder und nicht mit leeren Händen! Ich hab gute Neuigkeiten und viel zu berichten. Da sich diesmal ja doch ein paar Tage angehäuft haben, unterteile ich den Post mal in die einzelnen Tage. So und jetzt los! 


23.09 - Überraschungen
Das war ein ganz besonderer Tag! Meine Mama hatte Geburtstag und ich beschloss, sie mit Hilfe meines Bruders zu überraschen. Ich bat meinen Bruder, meiner Mama am 22.9 Skype auf ihrem Handy zu installieren und ihr ein Konto einzurichten, ohne dass sie etwas davon mitbekam. Die 7 Stunden Zeitverschiebung würden es schwer machen, ihr zu gratulieren. Zumal ich für Skype WLAN brauche, was ich nur in der Schule habe. Doch zu meinem Glück war mein Stundenplan perfekt! Ich hatte von 12-14 Uhr Unterricht und anschließend eine einstündige Mittagspause. Zu der Zeit ist es in Deutschland 7:00 Uhr. Da mein Bruder noch zur Schule geht, würde meine Mama um diese Zeit jedoch schon wach sein, sodass ich sie gleich morgens überraschen konnte.
Also rief ich gleich in meiner Mittagspause an. Es dauerte ein bisschen, bis meine Mama abnahm, aber als es dann klappte und sie mich sah, wusste ich, dass mein Plan perfekt aufgegangen war. Sie freute sich riesig, mich zu sehen und mal wieder von mir zu hören! Immerhin war es nach 14 Tagen das erste Mal, dass ich sie anrief und wir uns sahen. Dementsprechend groß war auch die Aufregung und gute Laune! Ich telefonierte ein wenig mit ihr, zeigte ihr die Schule und ging dann Mittagbrot (sagen wir mehr Mittagreis) essen.
Die guten Nachrichten und Überraschungen sollte dann auch im Unterricht nicht aufhören. Diesmal war ich es jedoch, der überrascht wurde. Tomu, mein Lehrer, begann die Stunde diesmal auf englisch und erklärte, dass er bemerkt hatte, dass das Lerntempo nicht mehr bei allen auf einer Stufe sei. Deshalb bot er einigen von uns an, sich probehalber in die nächst höhere Klasse zu setzen, um auszuprobieren, ob wir uns dort wohler fühlten.
Diese Chance ergriff ich natürlich sofort und ging in die andere Klasse. Dort wurde ich freundlich von meiner neuen Lehrerin begrüßt und auch gleich mit eingebunden. Bevor ich den Raum betrat, hatte ich leichte Zweifel, ob ich das schaffen würde. Als ich dann jedoch auf meinem Platz saß, verflogen all meine Zweifel und ich fühlte mich einfach nur richtig am Platz. Nachdem meine zwei Stunden in der neuen Klasse dann vorbei waren, ging ich zu Tomu und machte den Wechsel komplett.
Anschließend ging ich nach Hause und auch hier riss meine Glückssträhne nicht ab. Ich wurde wieder positiv überrascht. Diesmal von Yuki, die mir eine CD schenkte, die wir bei ihr gehört hatten und mir sehr gut gefiel.
Dann ging ich in die Küche und wurde, wer hätte es erwartet, nochmal überrascht. Denn dort traf ich nicht, wie erwartet, Yoko an, sondern ihre Schwester! Ich begrüßte sie und stellte fest, dass sie dieses Mal das Abendbrot zubereitete. In dem Moment kam Yoko in die Küche und ich half ihr, den Tisch zu decken. Anschließend aßen wir alle zusammen und oh man. Das Essen war verdammt gut!
Danach nahm ich ein Bad und ging überglücklich ins Bett. Besser hätte der Tag nicht laufen können!! 


24.09 Orts(un)kenntnis
Es gibt für alles ein erstes Mal und somit auch für's Verlaufen.
Wie jeden Tag, hatte ich auch heute Schule. Alles war relativ normal und ich lebte mich gut in meiner neuen Klasse ein. Also alles wie sonst auch. Nur, dass mich Alejandra auf dem Schulweg gefragt hatte, ob ich ihr Akihabara zeigen könnte. Natürlich sagte ich ja und erklärte mich bereit, sie durch Akihabara zu führen. Ich war ja schließlich schon mal da und hab auch schon das Eine oder Andere dort gesehen. Also suchte ich die für uns beste Bahnverbindung raus und überlegte, was ich ihr alles zeigen könnte. Bis dahin alles gut. Wir stiegen in die Bahn und fuhren bis nach Iwamotocho, was nur wenige Minuten von der eigentlichen Station Akihabara entfernt war. Als wir ankamen, nahmen wir den erstbesten Ausgang, den wir fanden und gingen ungefähr in die Richtung, aus der ich das letzte Mal gekommen war.
Das war aber auch wirklich nur die ungefähre Richtung, wie sich schnell rausstellte. Denn bald erkannte ich nichts wieder und verlor die Orientierung (von der ich ja an sich schon nicht viel habe). Ich mache mir jedoch noch keinen Kopf, weil wir auf allerlei coole Dinge stießen, die wir begeistert besichtigten. Unter anderem auch einen riesigen Book Tower, der auf 8 Etagen nichts anderes als Bücher und Mangas verkaufte.
Als wir jedoch für längere Zeit planlos durch die Gegend liefen und noch nichts von dem Akihabara gesehen hatten, was ich Alejandra zeigen wollte, beschloss ich, mein überalles geliebtes Handy um Rat zu fragen. Also schaltete ich Google Maps an und gab einfach das erste ein, was mir einfiel: Akihabara Station.
Wir ließen uns also navigieren und kamen nach etwas Fußweg auch an. Jedoch erkannte ich auch hier nichts wieder. Alles sah anders aus (dass Tokyos Bahnhöfe auch alle so riesig sein müssen!).
Nachdem ich dann verzweifelt versucht habe, eine Adresse zu finden, die ich bei Google Maps angeben konnte, beschloss ich, einfach ein paar Leute zu fragen. Gar keine so schlechte Idee. Wenn man denn versteht, was der andere einem erklären will...
Da wir das eher weniger taten, beschlossen wir einfach, den Richtungen zu folgen, die die Japaner mit ihrer Gestik angedeutet hatten. Einige Zeit und viele Sackgassen später, erreichten wir dann letztlich doch noch Akihabara. Alejandra war völlig aus dem Häuschen und ich einfach nur glücklich, dass wir den Weg doch noch gefunden hatten.
Wir verbrachten etwas Zeit in Akihabara und fuhren dann zurück nach Hause. Diesen Weg beschritten wir dann sogar ohne Umwege und kamen völlig k.o., nichtsdestotrotz glücklich an. 


25.09 Bürokratie
Dass die japanische Bürokratie der Deutschen um nichts nachsteht, erfuhr ich Freitag am eigenen Leib. Weil ich ein Working Holiday Visum habe, was mich dazu berechtigt, bis zu einem Jahr in Japan zu bleiben, schreibt es das japanische Gesetz vor, sich einer Moving-in-Registration zu unterziehen. Das ist sowas wie eine Anmeldung, mit der man seine Anwesenheit in Japan offiziell macht und angibt, wo man fuer die Zeit seines Aufenthals leben wird. Fuellt man diese nicht innerhalb der ersten 14 Tage aus, muss man mit Strafen und einem Landesverweis rechnen.
Da die Anmeldung jedoch nur auf japanisch vollzogen werden kann, haben so einige "Auslaender" mehr oder weniger Probleme damit. 
Ich hatte jedoch Glueck und Yoko bot mir an, mich zu begleiten und fuer mich den Uebersetzer zu spielen. (Das war wirklich eine Erleichterung!)
Also fuhren wir morgens mit dem Bus zum Rathaus/Buergerbuero und ich staunte nicht schlecht, als ich das Gebaeude sah - ein riesiger Komplex mit 5 Stockwerken. Wir betraten also dieses monstroese Gebaeude und meldeten uns mit unserem Vorhaben an. Eine Art Empfangsdame gab uns eine Nummer und ein Dokument, welches wir an einem von den 14(!) Schaltern ausfuellen mussten.
Yoko und ich setzten uns also auf eine Bank und warteten darauf, dass unsere Nummer aufgerufen wurde. Als es endlich soweit war, begaben wir uns zu Schalter 8 und wurden dort von einer Beamtin erwartet. Normalerweise wuerde es in Deutschland jetzt so ablaufen, dass man das Dokument ausfuellt, eventuell bei Fragen nochmal mit den Beamten bespricht und dann abgibt. In Japan scheint das jedoch nicht ganz so einfach zu sein. Zum Beispiel bei der, fuer ziemlich einfachen Frage, nach unserer Adresse. Das ist in Deutschland ja nicht sonderlich schwer. Strasse, Hausnummer, Stadt und Postleitzahl. Tja, aber ich bin in Japan und so minimalistisch und logisch die Japaner auch sein moegen, ihr Strassen- und Hausnummersystem ist es ganz und gar nicht. Hier gibt es keine Strassennamen, wie wir sie kennen und auch keine logische Reihenfolge der Hausnummern. Alles ist hier mehr oder weniger in Bloecke unterteilt, was Strassennamen ueberfluessig macht, weil eine Strasse durch mehr als nur einen Block gehen kann. Deshalb werden hier irgendwelche Nummern verwendet, von denen ich jedoch keine Ahnung habe, was sie bedeuten. Dahinter bin ich noch immer nicht gestiegen. Und wenn man jetzt denkt: Gut, ich hab keine Strassennamen, nicht so wild. Ich hab ja noch die Hausnummern! - falsch gedacht. Sowas gibt es hier zwar, aber diese geben nicht an, wo ein Haus steht, sondern wie alt dieses ist. Somit erhaelt das aelteste Haus die niedrigste Nummer und kann damit meilenweit von der darauffolgenden Nummer entfernt stehen, Klingt kompliziert und irgendwie unnuetz? Definitiv.
Also muessen sich die Japaner anders zu helfen wissen. Um wirklich sicherzustellen, dass es keine Missverstaendnisse bei der Adresse gibt, haben die Beamten einzelne Lageplaene von jedem Block in ganz Tokyo auf Papier. Und eins koennt ihr mir glauben: Davon gibt es vieeeeeeele!
Bis dann der richtige Lageplan gefunden ist, vergeht einige Zeit. Ist es dann endlich soweit, und der richtige Plan liegt vor dir, musst du einzeichnen, in welchem Haus du wohnst. (Ich bin wirklich froh, dass Yoko mit war, denn sonst waere ich spaetestens an dieser Stelle verloren gewesen).
Wir fuellten also alles aus (alles mit seinen eigenen kleinen Tuecken) und als es endlich fertig war, sagte uns die Beamtin, wir sollen nochmal auf der Bank platznehmen und warten. Wir setzten uns also und beobachten das geordnete Chaos im Buergerbuero. Am besten laesst sich das wahrscheinlich mit einem Ameisenhaufen beschreiben. Alles ist in Bewegung, nichts steht still, alle haben ihre Aufgaben und trotzdem ist es, was ich wirklich nicht erwartet habe, ruhig. Die einzigen Geraeusche, die man hoert, sind die immer laufenden Drucker und ein leises Gemurmel von den Menschen, die gerade am Schalter stehen. Wirklich beeindruckend!
Als wir endlich alles beisammen hatten, setzten wir uns in den Bus und ich fuhr zur Schule. Dort hatte ich dann Unterricht, der aber auch wieder schnell vorbei war. Die Zeit vergeht hier im Unterricht wirklich schnell, weil es gefuehlt jede Sekunde was Neues gibt, was ich aufschreiben muss. Ob nun Grammatik, Vokabeln oder einfach nur Notizen.
Nach dem Unterricht war ich dann aber realtiv platt, sodass ich beschloss, mit Alejandra zurueck nach Hause zu fahren und Abendbrot zu essen. Dann gingen wir auch schon ins Bett, weil wir den naechsten Morgen um 4 Uhr raus mussten...


26.09 Nikko
Entgegen aller Erwartungen, kam ich gut aus dem Bett. Ich machte mich also fertig, ass Fruehstueck und ging dann mit Alejandra um 5:30 Uhr zu unserer U-Bahnstation, weil unser Bus zu dieser Zeit noch nicht fuhr. Wir nahmen dann eine Bahn zur Schule, wo wir uns alle treffen wuerden und gemeinsam nach Nikko fahren wuerden.
Nikko ist eine alte japanische Stadt, ca. 140km von Tokyo entfernt und zaehlt zum Weltkulturerbe aufgrund der Shōgun Tokugawa und des Ieyasu Nikkō Futarasan-Schreins.
Wir nahmen als den Zug nach Nikko und besichtigen eben diese Schreine, die wirklich beeindruckend schoen sind. (Ich hab Bilder mit meiner Kamera gemacht und sobald ich eine Moeglichkeit habe, diese hochzuladen, lasse ich es euch wissen!)
Wir verbrachten den ganzen Tag in Nikko und besichtigten auch noch die Stadt, die wirklich klein, niedlich und mit vielen kleinen Laeden bestueckt ist. In einen von den Laeden kaufte ich mir dann auch meinen ersten, warmen Mochi (das ist Reiskuchen, meist mit einer Fuellung wie Pflaume oder Rote-Bohnen-Paste), der unheimlich lecker war.
Anschliessend fuhren wir wieder nach Hause und beschlossen, Udon essen zu gehen. Ich ass Curry Udon und war mehr als zufrieden. An die japanische Kueche kann ich mich wirklich gewoehnen!!
Zuhause angekommen, fiel ich vollkommen erschoepft in meinen Futon und verschlief anschliessend fast den ganzen Sonntag, an dem ich dann spaeter auch noch fuer meinen ersten Test am Mittwoch lernte.



Gut, das war's jetzt mit meinem Mosterpost! Die letzten 3 Tage ist nichts weiter erzaehlenswertes passiert, aber ich bin mir sicher, dass ich frueh genug wieder was finde, ueber das ich berichten kann! Bis dahin wuensche ich euch eine nicht zu stressige Woche und viel Spass,
Max

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen