Montag, 21. September 2015

Der ewige Ja-Sager

Die Geschichte von dem Jungen, der niemals Nein sagte.

Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, ist mein japanischer Wortschatz sowie die Grammatik noch recht beschränkt. Das heißt, ich verstehe schon, was man mir sagt (vielleicht zu 40%. Wenn mein Gegenüber langsam spricht), kann aber meist nicht in ganzen Sätzen antworten. Was dazu führt, dass mein Vokabular zu ca. 90% aus "Hai" (ja) besteht.
Hai ist in Japan jedoch nicht nur einfach ja, sondern auch sowas wie eine Bestätigung, dass man noch zuhört. Dass es da oftmals zu Missverständnissen kommt, ist quasi vorprogrammiert. Und auch ich bin keine Ausnahme...
Heute morgen war an sich ein ziemlich normaler Montag (mit der Ausnahme, dass Feiertag ist und ich frei hatte). Ich schlief aus, putzte meine Zähne, zog mich um und ging in die Küche, um Frühstück zu essen. Bis dahin war alles recht normal. Dann kam Yuki.
Yuki ist eine schlanke, schwarzhaarige und sehr nette Frau. Sie hilft hier ab und zu aus und kümmert sich um Yokos Opa. Sie begrüßte mich und ich grüßte auch. Dann begann sie eine Konversation mit mir und stellte mir Fragen, auf die ich größtenteils mit Hai antwortete (ein atemberaubend spannendes Gespräch). Hätte ich gewusst, wie ich in ganzen Sätzen antworte und was die Fragen bedeuteten, hätte ich natürlich mehr erzählt. Dies war aber nicht der Fall und insgeheim hoffte ich, sie würde das Interesse an mir verlieren, weil ich wirklich Hunger hatte und nicht essen konnte, solange sie mit mir sprach.
So in Gedanken versunken, monoton in relativ gleichen Zeitabständen ja antwortend, realisierte ich nicht, zu was genau ich da gerade zustimmte. Und plötzlich bemerkte ich, dass ich gerade in Schwierigkeiten geraten war.
Offensichtlich hatte ich zugestimmt, mit zu ihr zu kommen und ihren 15 jährigen Sohn Shuhei kennenzulernen. Großartig... Ich alleine in einem anderen Haus, der japanischen Sprache nicht mächtig und mit dem Wissen, dass Yuki kein englisch sprach.
Freudestrahlend ging sie aus der Küche ins Wohnzimmer und ließ mich in der Küche zurück. Hätte ich jetzt noch Hunger gehabt, hätte ich nun was essen können...
Kurze Zeit später war es dann soweit und  sie holte mich mit ihrem Auto ab. Ich stieg ein, sie machte Musik an (die echt gut war) und fuhr los.
Als wir ankamen, stellte sie mir ihren Sohn und ihre Schwester vor, mit der sie zusammenlebte. Wir "unterhielten" uns dann wieder und Shuhei zeigte mir die Umgebung. Shuhei ist wirklich nett und spricht sogar ein wenig englisch, was es mit ermöglichte, mal eine halbwegs normale Unterhaltung zu führen.
Als wir wieder ankamen, spielten wir Videospiele und aßen ein wenig was. Yuki war arbeiten gegangen.
Nachdem sie irgendwann wieder zurückkam, erzählte sie irgendwas von Ramen und sagte, wir würden jetzt gehen. Freudig stieg ich ins Auto mit dem Gedanken, ich würde jetzt zurück nach Hause gefahren werden.
Tja, dem war aber nicht so. Stattdessen führte Yuki uns in ein Ramen-Restaurant und wir aßen gemeinsam Ramen. Das war wirklich unheimlich lecker (und scharf).
Anschließend gingen wir zurück Richtung Auto, nur um dann in einen Fahrstuhl zu steigen und mehrere Stockwerke hochzufahren. Leicht verwirrt stieg ich aus, wollte jedoch nicht fragen, wo wir seien und was wir machen würden, weil sie mir das bestimmt schon mal gesagt hatte.
Als ich ausstieg, sah ich den wohl schönsten Ausblick auf Tokyo. Der Nachthimmel war in ein Meer aus Lichtern getaucht und alles glitzerte und leuchtete. Beeindruckt starrte ich gierig aus den Fenstern und saugte jeden Anblick förmlich auf.
Dann rief Yuki Shuhei und mich und zeigte uns den eigentlichen Grund, warum wir diesen Turm heraufgefahren waren:
Ein Feuerwerk.
Es war ein relativ kleines, aber wunderschön anzusehendes Feuerwerk, was der Skyline Tokyos noch das i Tüpfelchen verpasst und die Aussicht perfekt machte.
Wir betrachteten das Feuerwerk und warteten, bis es vorbei war und machten uns dann auf den Rückweg nach Hause.
Dies ist die Geschichte vom Ja-Sager und ich hoffe, dass ich, wenn ich mal wieder unbewusst zu irgendwas zustimmen sollte, nochmal so etwas Schönes wie das erleben darf!
Ich hab Yuki und Shuhei ins Herz geschlossen und hoffe, nochmal mehr Zeit mit Ihnen verbringen zu können!
Ich hoffe, meine kleine Geschichte bringt euch dazu, mal zu ein paar Sachen ja zu sagen, zu denen ihr sonst immer Nein sagt. Es wird sich sicher auszahlen!
Bis bald,
Max
Shuhei, Yuki und Alejandra

Die Aussicht und das Feuerwerk 
Ramen (unheimlich lecker!) 
Eine wunderschöne Blume aus dem Park

4 Kommentare:

  1. Hallo Max, ja sagen ist also doch nicht immer das schlechteste!:) Ich wünsche dir noch viele tolle Erlebnisse und Eindrücke und bin schon gespannt auf die weiteren Berichte.Liebe Grüße aus Deutschland Beate K.

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    1. Nein, das ist es definitv nicht! Tut mir leid, dass ich nicht geantwortet habe! Mein Handy hat mir den lieben Kommentar nicht angezeigt!
      Liebe Gruesse aus Shibuya, Max! :)

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  2. HI, hier spricht ein super anonymer Mensch, den du absolut nicht erkennst, also wird es dich vielleicht ein bisschen übberraschenWARUM BIST DU MIT DIESER FRAU MITGEGANGEN?!
    Sie hätte einen Ritualmord planen können! Sie hätte dich ausweiden und deine Gedärme an die Mitglieder ihrer Sekte verteilen können!
    Vielleicht ist sie Anführer einer streng religiösen Gruppe von Kannibalen, die sich jeden Montag ein paar menschliche Augen zum Dessert gönnen? Vielleicht hat sie dir einen Ortungschip eingepflanzt und wartet jetzt in einer dunklen Ecke auf eine gute Gelegenheit? Vielleicht hat sie die ganze Zeit über versucht, dir genau das zu erklären?
    Ich schwöre dir, du wirst irgendwann noch umkommen, weil du einmal zu oft Hai gesagt hast. Oder dich zumindest einem Drogenschmugglerring anschließen oder einer Gruppe männlicher Prostituierter oder so.
    PS: Ja, im Vergleich zu deinen anderen Fans wirke ich eventuell ein wenig blutrünstig. Deshalb bleibe ich ja auch anonym! MUHAHA!

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    1. Haha das nenne ich Kommentar. :D
      Warum sollte ich nicht mitgehen? Ich bin ja nicht komplett wehrlos und ehrlicherweise sah Yuki ziemlich vertrauenswuerdig aus. :p
      Dass ich vielleicht mal irgendwann umkomme, weil ich einmal zu oft ja gesagt habe, ist jedoch nicht unwahrscheinlich. Bis dahin lass ich es mir aber noch gut gehen und geniesse die lustigen und aufregenden Geschichten, die mir dadurch passieren werden. ;)
      Danke fuer deinen super super anonymen Kommentar, ich freu mich auf deinen naechsten! :pp
      Max

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