Sonntag, 20. September 2015

Über Izakayas und japanisches Essen

Hier bin ich wieder! Und es sind wieder nur ein paar Tage vergangen und ich weiß schon wieder nicht, wie ich all die millionen Eindrücke, Gefühle und Gedanken hier niederschreiben soll.
Aber gut, ich versuch mal, es so gut wie möglich wiederzugeben! ;)

Fangen wir mit dem 18.9 an. Am Freitag hatte ich lange Schule (von um 12-18 Uhr), konnte aber glücklicherweise etwas länger schlafen als sonst. Ich hab dann auch etwas zu lange geschlafen und wäre fast zu spät gekommen, wenn ich nicht unheimlich Glück mit dem Zug gehabt hätte. Ich hab nämlich am Freitag das erste Mal einen Express Zug erwischt. Das sind normale Züge, die jedoch nur an den großen Stationen halten. Somit hab ich gleich 15 Minuten einsparen können und kam noch rechtzeitig zur Schule!
Das war auch gut, weil meine erste Stunde eine Spin Class war. Spin steht für Special Interest. Hier von gibt es 3: Kalligraphie, Manga und japanische Küche. Ich hab mich natürlich (wie überraschend) für die japanische Küche entschieden! ;)
Das heißt, ich habe jeden Freitag 90 Minuten gefüllt mit leckerem Essen, was wir selber zubereiten und anschließend essen. An dieser Stelle würde ich euch gerne verraten, was wir Freitag gemacht haben, aber meine Lehrerin hat so schnell gesprochen, dass ich das leider nicht mitbekommen habe. Naja vielleicht das nächste Mal! (War übrigens trotzdem sehr gut!)
Nach der Schule waren wir dann mit einer Gruppe von bestimmt 20 Leuten in einem Izakaya. Das war einfach nur großartig! Ein Izakaya ist sowas wie eine japanische Kneipe. Der Unterschied zu den unseren? Man hat dort für 2000¥ eine Getränke Flat. Spruch, all you can drink. Und da ist es egal, ob man Cola, Bier, Sake oder sonst was bestellt. Einmal bezahlt, kann man alles an Trinken bestellen! Allerdings kommt die Getränke Flat in Verbindung mit der Pflicht, mindestens 2 Gerichte zu bestellen. Das können große Sachen sein für bis zu 500¥ oder aber kleine Snacks wie Sushi für 100¥. Hauptsache, jeder hat nachher 2 Gerichte bestellt. Am Ende des Abends wird die Rechnung dann untereinander geteilt und jeder zahlt maximal 2500¥. Was ein ausgesprochen guter Preis ist, weil das Essen unheimlich gut ist, das Trinken immer sofort kommt und die Stimmung einfach nur ausgelassen ist.
An dem Abend zögerten die meisten auch nicht lange und bestellten gleich Sake und Bier. Dementsprechend stieg die Stimmung exponential mit jedem Getränk. (Zumal das Essen erst später bestellt wurde).
Wir teilten uns den Raum mit ungefähr 15 Japanern, die schon vor uns dagewesen sind. Die hatten auch schon entweder ordentlich einen getrunken oder haben einfach nur nichts vertragen (wahrscheinlich beides), denn die sonst so stillen, schüchternen und zurückhaltenden Japaner waren plötzlich laut, gesellig und unheimlich kontaktfreudig. Das sorgte für allgemein gute Stimmung und schnell waren wir eine große Gruppe. Und dank des Alkohols gab es auch keine Sprachbarriere (weder die Japaner zierten sich, englisch zu sprechen, noch unsere Gruppe, japanisch zu sprechen).
Am Ende des Abends war jeder von uns reichlich an- bis betrunken. Auch ich hatte ein wenig getrunken, hielt mich aber größtenteils mit Cola bei Laune ;)
Wir gingen abschließend nach Hause und diejenigen von uns, die ein wenig zu viel getrunken haben, schliefen ihren Rausch aus, denn wir würden uns am nächsten Tag schon wiedersehen.

So war es dann auch. Am Samstag trafen wir uns alle erneut und fuhren mit EF in einen Park, indem wir ein BBQ veranstalteten. Jeder von euch denkt jetzt bestimmt, wie ich anfangs auch, an ein typisch amerikanisches BBQ an einem Grill, auf dem reichlich Fleisch brutzelt. Tja. Das hat jedoch nicht wirklich was mit einem japanischen BBQ zu tun und ich muss sagen, ich hab anfangs nicht schlecht geguckt.
Wir kamen also in den Park (nach 2 Stunden Bahnfahrt) und liefen durch die erbarmungslos scheinende Sonne zu unserem Grillplatz (ihr könnt euch nicht vorstellen, wie heiß es hier ist. An einigen Tagen ist es hier im September heißer als bei uns im Hochsommer!)
Als wir ankamen, entdeckte ich überall kleine, leicht merkwürdig aussehende Feuerstellen, an denen bereits Kohle glühte. Wir setzten uns also an den Tisch, in dem die Feuerstelle integriert war und schmolzen noch mehr als vorher schon in der Sonne. Glücklicherweise saßen wir im Schatten...!
Dann begannen die Vorbereitungen. Es wurden Grillroste ausgeteilt und tiefe Bleche. Die Bleche stellten wir auf die Kohle und taten nacheinander alle Zutaten rein, die uns ausgeteilt wurden. Zu meiner Verwunderung wurden Nudeln, Zwiebeln, Sprosse und Gewürze in die Bleche gelegt. Von Fleisch keine Spur. Das machte ich mich leicht misstrauisch. Als alles ordentlich angebraten war, aßen wir die Nudeln (die ausgesprochen lecker,  aber kein Fleisch waren) und ich stellte mit Bedauern fest, dass mich das nicht im Geringsten satt gemacht hatte. Leicht enttäuscht legte ich meine Stäbchen auf meinen Teller und überlegte, wo ich jetzt Essen herbekam.
Darüber musste ich mir jedoch nicht lange Gedanken machen, denn es wurden plötzlich Yakitori Spieße ausgeteilt (Hähnchen am Spieß. Was genau alles vom Hähnchen, möchte man nicht immer unbedingt wissen... Einfach Augen zu und durch. Manchmal schmeckt es sogar ausgesprochen gut (naja bis man erfährt, was es war)).
Und dann ging alles ganz schnell. Plötzlich wurde massenhaft Huhn, Schwein und Rind ausgeteilt und man hatte kaum Zeit, alles zu grillen, weil ständig nachgelegt wurde. Grillen, essen, grillen und essen, grillen und so weiter und so fort.
Ehe ich es mich versah, saß ich mehr als nur gesättigt auf meinem Platz und wusste nicht mehr, wohin mit mir, weil ich schlicht unendlich viel gegessen habe. So im Nachhinein ähnelte ich einem Masttier... (was nicht heißt, dass ich es nicht nochmal machen würde ;) )
Nachdem wir (fast) alles aufgegessen hatten, machten wir uns wieder auf den Rückweg.
Zuhause angekommen, gab es, welch Überraschung, Abendbrot und ich aß fleißig alles höflich auf. Danach ging ich mit Yoko einkaufen und sie zeigte mir ein paar ihrer Lieblingssüßigkeiten.
Bei so viel Essen ist es nicht verwunderlich, dass ich nach dem Einkauf sofort einschlief.

Heute "morgen" konnte ich dann ausschlafen und gemütlich asa gohan (wörtlich übersetzt: Morgen Reis. (Jap, Reis wird hier wirklich immer gegessen) Asa gohan meint also Frühstück) essen. Anschließend saugte ich mein Zimmer (hier gibt's ja Gott sei Dank nicht viel zu saugen) und machte meine Wäsche. Gerade eben kam Yokos Familie und so lernte ich auch sie kennen. Ziemlich nett und irgendwie war jeder von ihnen schon mal in Deutschland, was mich wirklich überrascht hat.
Den Rest des Tages werde ich dann mit lernen verbringen. Morgen ist in Japan Feiertag und ich hab keine Schule. Den Tag werde ich wahrscheinlich auch zum Lernen nutzen.

Bis die Tage,
Max

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