Freitag, 25. Dezember 2015

Frohe Weihnachten

Ist mir ja jetzt schon fast peinlich, wieder zu schreiben. Nach all der Zeit, in der ich nichts gemacht habe! Naja zumindest hier nicht. Ich war natürlich fleißig und hab vieles erlebt! ;)
Unter anderem habe ich auch folgendes, leicht merkwürdiges aber weihnachtliches Erlebnis gehabt:

Vor ein paar Wochen schrieb mir jemand von EF Deutschland eine Email. Um ehrlich zu sein, wollte ich sie gleich löschen, ohne sie zu lesen, weil es normalerweise nur Werbung ist und eh nicht auf Tokyo zutrifft. Ich entschied mich dann jedoch dagegen und beschloss, sie zu lesen und ich bin froh, dass ich mich unentschieden habe!
In der Mail war nämlich nicht, wie vermutet, Werbung sondern eine Anfrage. Eine Anfrage, ob es okay sei, mich von dem Magazin Spiegel interviewen zu lassen bezüglich des Themas:
Wie verbringen Austauschschüler ihr Weihnachtsfest?
Das Ganze sollte dann online veröffentlicht werden.
Ich war natürlich super aufgeregt und hab gleich zugestimmt! Dass ausgerechnet ich gefragt wurde, hat mich wirklich leicht verwundert, aber auch enorm stolz gemacht! Wann bekommt man schon mal diese Gelegenheit?

Ein paar Tage später erhielt ich die Mail von der Redakteurin und mit ihr die Fragen, die ich schriftlich beantworten und samt Portraitaufnahme, auf der Kopf und Oberkörper zu sehen sein sollten, zurückschicken sollte. Gesagt, getan. Zu mindestens die Fragen. Das Foto überforderte mich leicht, weshalb ich fragte, ob ein Bild von meinem Gesicht reichen würde. Wer hat schon ein Portraitfoto im Ausland parat? Und ein Selfie zu schicken, schien mir doch recht unpassend zu sein. Es sollte schließlich für den Spiegel und nicht für die Bild sein.
Ich wartete also gespannt auf die Antwort ab. Und wartete, und wartete, und wartete... Doch es kam nichts zurück. Warum? Weiß ich nicht. Vielleicht war ich nicht interessant genug. Schließlich feiert man in Japan kein Weihnachten, was das ganze weihnachtliche Thema natürlich etwas einschränkt. Aber gut, darüber hätte man sich auch vorher informieren können, schätze ich.
Weil ich aber die Fragen gut fand und auch beantwortet habe, hab ich jetzt beschlossen, das einfach alles mit euch zu teilen. Euch interessiert das bestimmt eh mehr als die Leser vom Spiegel, die wahrscheinlich nicht so gut über Japan informiert sind, wie ihr jetzt ;)
Also viel Spaß beim Lesen und frohe Weihnachten euch allen!! :))

1. Wie alt bist du? Seit wann bist du in Japan? Wo bist du dort genau? Und in welcher Klasse bist du in Deutschland?

Ich bin Max und bin 19 Jahre alt.
Seit dem 14.09.15 bin ich in Japan, Tokyo im Gebiet Shibuya.
Ich hab dieses Jahr meinen Abschluss gemacht und möchte, nach meinem Aufenthalt in Japan, Psychologie studieren

2. Wie findest du die Vorstellung Weihnachten so weit weg von zu Hause zu feiern? Was sagt deine Familie? Werdet ihr Weihnachten skypen?

Die Vorstellung, Weihnachten so weit weg von zu Hause zu verbringen, fiel mir anfangs nicht schwer. Jetzt, kurz vor Weihnachten, vermisse ich es jedoch schon und würde gerne mit meiner Familie zusammensitzen und essen.
Meine Familie vermisst mich, unterstützt mich aber in jeder Hinsicht und sagt, solange ich glücklich und gesund sei, ginge es ihnen gut. Das beruhigt mich natürlich ungemein!
Weihnachten werden wir wahrscheinlich nicht Skypen, da die Zeitverschiebung alles etwas komplizierter macht. Außerdem muss ich an Weihnachten arbeiten und bin deshalb nicht vor 23 Uhr zu Hause.

3. Wie sieht der Advent in Japan aus? Wie muss man sich das vorstellen? Kannst du das ein bisschen beschreiben?

Da Japan kein christlich geprägtes Land ist, wird Weihnachten hier nicht so groß geschrieben wie bei uns in Deutschland. Hier ist es mehr ein Verkaufsschlager, der die Preise in die Höhe treibt. Es ist zwar alles wunderschön mit Lichterketten geschmückt und es gibt nachts immer kleine Lichtershows; die Restaurants haben spezielle Weihnachtskarten und Kaufhäuser sind weihnachtlich gestaltet, aber es ist nicht die gleiche Atmosphäre und Stimmung wie in Deutschland.
Die Menschen hier sind nicht hektischer als sonst und generell wird auch kaum über Weihnachten gesprochen. Man hat sich lediglich der westlichen Kultur angeglichen, ohne sie jedoch vollständig zu übernehmen. Was ich aber bei weitem nicht schlimm finde, da es auch seine Vorzüge hat.

4. Und Weihnachten? Wie feiert man das dort? Welche Bräuche und Traditionen gibt es?

Wie gesagt, feiert man Weihnachten hier nicht besonders. Es ist hier üblich, dass man an Weihnachten auswärts isst und das macht der Großteil der japanischen Bevölkerung bei KFC. Warum genau, konnte mir leider noch niemand beantworten. Vielleicht finde ich das aber auch noch raus!
Auch das Beschenken ist hier eher klein gehalten. Das erfolgt zu Neujahr, was hier wahrscheinlich der höchste Feiertag ist. Ein weiterer Grund, warum Weihnachten nicht so exzessiv gelebt wird wie bei uns zu Hause.

5. Feierst du mit deiner Gastfamilie? (Wer gehört alles zu der Familie? Kannst du ein bisschen was zu ihnen erzählen?)

Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter, Yoko, und mir. Weil ich Weihnachten arbeiten bin, bleibt mir recht wenig Zeit dafür, mit meiner Gastfamilie zu feiern. Wir haben jedoch geplant, am Abend, wenn ich wieder zu Hause bin, deutsche Süßigkeiten, wie Lebkuchen oder Dominosteine, zu essen und Tee zu trinken. Darauf freue ich mich schon!

6. Hast du in den letzten Tagen und Wochen auch deutsche Weihnachtstraditionen in Japan gelebt? Haben deine Eltern oder Freunde dir zum Beispiel ein Packet mit Plätzchen, Lebkuchen etc. geschickt? ;-)

Ich arbeite momentan in einem deutschen Restaurant in Roppongi und kriege dort allerlei Weihnachtstraditionen mit. Zum Beispiel das Essen, was extra auf Weihnachten abgestimmt wurde (Wild, Rotkohl, Knödel, Würstchen mit Kartoffelsalat und Sauerkraut, Wachtel, Ente und viel mehr). Dort kommen auch des Öfteren mal deutsche Gäste, mit denen ich mich gut unterhalten und austauschen kann. So kriege ich doch noch recht viel von Weihnachten mit.
Das Beste von allem ist jedoch das Paket, was meine Familie mir geschickt hat. Darin waren viele deutsche Süßigkeiten wie die Dominosteine und Lebkuchen. Worüber ich mich jedoch am meisten gefreut habe, war der Weihnachtskalender, den meine Mama mir selbst gebastelt hat. Dort sind viele Kleinigkeiten drin, die mich an Deutschland erinnern und die Weihnachtszeit weihnachtlicher für mich gestalten.

7. Und wie wird es an Weihnachten aussehen? Werdet ihr typisch japanisch feiern?

Ich feiere mit meiner Gastmutter, in dem wir deutsche Süßigkeiten essen und Tee trinken.

8. Was vermisst du am meisten in Japan – bezogen auf die deutsche Vorweihnachtszeit?

Am meisten vermisse ich hier die Atmosphäre, die so typisch für Weihnachten ist. Das Überlegen, was man seinen besten Freunden und seiner Familie schenkt, an wen man Karten schreibt und wie man Weihnachten dieses Jahr verbringt. Außerdem vermisse ich die Konzerte, auf denen ich vor Weihnachten immer war und das gemeinsame musizieren mit meinen Freunden auf eben diesen Konzerten. Ich glaube, das sind die Sachen, die ich hier am meisten vermisse.

In diesem Sinne eine besinnliche Weihnachtszeit mit viel leckerem Essen, reichlich (Glüh-) Wein und natürlich Entspannung nach all den Anstrengungen! おつかれさま - Otsukaresama - Danke für die Bemühungen,
Max

2 Kommentare:

  1. Buh! Ich lebe noch! Ich bin auf keinem Scheiterhaufen verendet, bin nicht verhungert, und habe mich auch (noch) nicht endgültig gegen SOZIALKONTAKTE entschieden und ein für alle Mal in meinem Zimmer verbarrikadiert.
    Stattdessen melde ich mich in diesem Kommentar offiziell als Gast in deinem magischen Einhorn-Restaurant. Gibt es da auch die Möglichkeit, sich einfliegen zu lassen? Quasi der Service für Original-Deutsche? Wenn nicht, schick mir zumindest ein paar deiner Kollegen zu. Ich brauche definitiv mehr Leute in meinem Leben, die sich alle paar Minuten vor mir verbeugen.

    Zu deinem Interview: vergiss den Spiegel (heißt das Magazin auch DER Spiegel?). Der hätte dir eh nicht den verdienten Ruhm verschafft, sondern dich kurz nach der Veröffentlichung deiner Antwort unauffällig in einen Ausbeuterbetrieb in Nordkorea verschifft. Von da aus kommt dann der nächste Artikel: „Das schreckliche Leben der Arbeiter in nordkoreanischen Ausbeuterbetrieben“. Zwei mit einer Klappe!

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  2. Das freut mich zu hoeren! Ich lebe auch noch (auch wenn ich mich seit gefuehlten 3 Jahrzehnten nicht mehr gemeldet habe).
    Den Service kann ich dir leider nicht anbieten, dir aber versichern, dass wenn du kommen solltest, du waermstens empfangen wirst. Wenn du wuenschst, sogar vom Chef persoenlich ;)

    Ich hab das ehrlicherweise auch schon wieder komplett aus den Augen verloren gehabt haha
    Naja in dem Sinne hatte ich dann ja Glueck, dass das nicht veroeffentlicht wurde. Auch wenn es von Japan nach Korea ja nicht so weit gewesen waere... (vielleicht haetten sie sich auch geirrt und mich statt nach Nord- nach Suedkorea geschickt. Das waere sehr bunt und laut gewurden haha)
    Viel Spass gleich und gruess alle schoen von mir ;p

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